Die spanische Ejército del Aire berichtete, dass am 27. März eine Delegation der österreichischen Luftwaffe unter Führung des Leiters des Materialstabs Luft, ObstdhmtD Dipl.-Ing. Peter Wessely, den Luftwaffenstützpunkt Torrejón (Basa Aérea de Torrejón) bei Madrid besucht hat. Dort ist u.a. das Centro Logístico de Armamento y Experimentación (CLAEX) beheimatet.

Abb. 1: Truppenkörperabzeichen des CLAEX (Foto: Ejército del Aire)

Dieses besteht aus drei Gruppen und einem Zentrum:

  • Grupo de Armamento (Waffentechnik)
  • Grupo de Ensayos en Vuelo (Flugversuche)
  • Grupo de Software Aeronáutico (Software für Luftfahrtsysteme)
  • Centro de Desactivación de explosivos (CEOD) (Kampfmittelräumung)

Seine Aufgaben sind

  • Erprobung, Abnahme und Übernahme von Flugzeugen, Luftfahrtausrüstungen und Bewaffnungen,
  • Untersuchung, Integration, Wartung, Katalogisierung, Lagerung und Verteilung von Waffen und Munition der Ejército del Aire,
  • Aufbau, Wartung, Modifikation, Entwicklung, Prüfung und Verifikation der in den Waffensystemen der Ejército del Aire genutzten Software,
  • Deaktivierung von Flugzeugbewaffnungen und Explosivstoffen und
  • Unterstützung bei der Elektronischen Kampfführung.

Einen visuellen Einblick in den Tätigkeitsbereich des CLAEX bietet dieses Video.

Die österreichischen Gäste hatten besonderes Interesse an den Fortschritten, die das CLAEX bei der digitalen Integration der Luft-Luft-Lenkwaffe IRIS-T in die „Eurofighter“ der Tranche 1 gemacht hat (Der „Eurofighter“ wird in der Ejército del Aire als Sistema de Armas C.16 bezeichnet.). Die digitale Integration bedeutet das Hinzufügen einer Schnittstelle, die die Nutzung des Helmvisiers zur Zielzuweisung erlaubt (Bisher verwendet die IRIS-T die Schnittstelle der AIM-9 „Sidewinder“.). Das wird bei der spanischen Eigenentwicklung durch die Software OFP-01E [OFP … Operational Flight Program] erreicht. Am 26. und 27. Mai 2015 kam es erstmals zu einer praktischen Erprobung der IRIS-T im digitalen Modus durch CLAEX, Ala 11 und das Centro de Experimentación de El Arenosillo. Dabei wurden drei Drohnen mittels der IRIS-T bekämpft.

Abb. 2: Start einer IRIS-T im digitalen Modus durch einen Eurofighter der spanischen Luftwaffe, im Mai 2015 (Foto: Ejército del Aire).

Ein gleichnamiges Programm wurde, ausgehend von der israelischen Originalsoftware (Hersteller: Israel Aerospace Industries) für die spanischen AE-9M (Northrop F-5M), im September 2005 bei spanischen F-5M eingesetzt, um Flugschülern die Anpassung des Blickfelddarstellungsgeräts (Head-up Display; HUD) an die Waffenladungen unterschiedlicher Flugzeugtypen zu ermöglichen. Dem waren zweijährige Vorbereitungen durch das CLAEX und die Grupo de Ensayos en Vuelo vorausgegangen. Es handelte sich um das erste OFP, das komplett in Spanien entwickelt worden war.

Ein weiteres spanisches Softwareprodukt, an dem der MSL interessiert ist, ist OFP-02E, das 2018 in die „Eurofighter“ der Ejército del Aire integriert werden soll. OFP-02E wird die Einsatzmöglichkeiten des „Eurofighter“ erheblich erweitern:

  • Ersatz des Computer Symbol Generator (CSG) der Tranche 1 durch den CSG der Tranche 2 und Austausch des Video Voice Recorder (VVR) durch einen digitalen Video Voice Recorder (DVVR)
  • Integration des Datenlinks MIDS LVT BU2 (Multifunctional Information Distribution System Low Volume Terminal Block Upgrade 2)
  • Integration der britischen UK DASS Enhancements (Neue Software für DASS)
  • Integration einer neuen Software für DASS
  • Integration der Luft-Luft-Lenkwaffe AIM-120C-7 AMRAAM
  • Integration der Bomben GBU-48, Mk-83 und EGBU-16
  • Integration des Zielbehälters LITENING III
  • Anpassung des Cockpits von Tranche 1 an Tranche 2
  • IFF Mode 5 (Freund-Feind-Erkennung)

Worum handelt es sich bei CSG und VVR? Der Computer Symbol Generator gehört zum Display & Control (D&C) System des Eurofighter und ist in der Avionikbucht des Flugzeugs installiert. Er dient zur Erzeugung der Symbole, die am Head-up Display (HUD) und an den drei Multifunction Head Down Displays (MHDD) im Cockpit dargestellt werden. Im Eurofighter sind insgesamt zwei CSG verbaut, die jeweils dazu in der Lage sind bis zu sechs MHDD und zwei HUD mit Daten zu versorgen. Darüber hinaus überträgt der CSG Videodaten an den Video Voice Recorder. Dieses System zeichnet die Anzeigen von MHDD und HUD, sowie die Audioübertragungen und diverse Flugdaten auf.

Abb. 3: Schematische Darstellung des Video Voice Recorder im Eurofighter Typhoon.

Aktuelle Fähigkeiten der österreichischen „Eurofighter“

Derzeit verfügen die österreichischen Flugzeuge, nach der Durchführung eines Retrofit-Programms, bei dem der letzte „Eurofighter“ am 24. September 2009 an das Bundesheer übergeben wurde, über sämtliche Fähigkeiten der Tranche 1 Block 5 in der sogenannten „Final Operating Capability“. Das bedeutet die Integration folgender Waffen und Subsysteme:

  • IRIS-T (analog)
  • AIM-9L „Sidewinder“
  • ASRAAM
  • AIM-120B AMRAAM
  • Bordkanone
  • Volle Funktionsfähigkeit des Defensive Aids Subsystem – DASS

Die kostenlose Aufrüstung auf den Fähigkeitsstandard der Tranche 2 und die Ausstattung mit sechs Selbstschutzsystemen DASS, die in den Kaufverträgen vom 1. Juli 2003 enthalten waren, wurde in einem vom damaligen Bundesminister Mag. Norbert Darabos am 24. Juni 2007 abgeschlossenen Vergleich gestrichen.

Abb. 4: Auszug aus der Vergleichspunktation vom 24. Juni 2007.