Wie das US-Verteidigungsministerium am 12. April 2016 bekanntgegeben hat, wurde durch das österreichische Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport ein Auftrag im Wert von 19,7 Mio. EUR (So die offizielle Information des BMLVS. Laut dem Department of Defense beläuft er sich auf 17,526,260 USD – umgerechnet 15,38 Mio. EUR, nach dem Wechselkurs vom 12. April 2016) über rund 20.000 neue Kampfhelme vergeben. Hersteller ist Ops-Core Inc. aus Boston, Massachusetts. Geordert wurde das System SENTRY XP Mid Cut Helmet, inklusive diverser Zubehörteile:

Abb. 1: Helmsystem Sentry XP

Abb. 1: Helmsystem Sentry XP (Copyright: Ops-Core Inc.)

Dieses ersetzt die Kevlarhelme von MSA Gallet, deren Beschaffung 1993 eingeleitet worden ist und die erstmals im Rahmen des IFOR (Implementation Force)-Einsatzes im Frühjahr 1996 zur Verwendung kamen. Bei dieser Auslandsmission war das ca. 300 Mann umfassende österreichische Kontingent AUSLOG/IFOR für Transportaufgaben verantwortlich. Sie traten auch als Ausrüstung des österreichischen Kontingents (47 Soldaten des Akademikerbataillons/Theresianische Militärakademie) bei der NATO-PfP-Übung „COOPERATIVE OSPREY 96“ (August 1996) in Camp Lejeune (North Carolina, USA) in Erscheinung:

Abb. 2: Österreichischer Teilnehmer der Übung "Cooperative Osprey '96"

Abb. 2: Österreichischer Teilnehmer der Übung „Cooperative Osprey ’96“ (U.S. National Archives)

Abb. 3: Österreichische Teilnehmer der Final Training Exercise 2, COOPERATIVE OSPREY 96.

Abb. 3: Österreichische Soldaten während der Final Training Exercise 2, COOPERATIVE OSPREY ’96 (U.S. National Archives)

Wesentliche Vorteile des neuen Kampfhelms gegenüber dem Vorgängermodell sind u.a. das deutlich geringere Gewicht von nur ca. 921 g (Größe Large), während der momentan genutzte Kevlarhelm den Kopf des Trägers mit bis zu 1600 g (Größe Large) belastet, und auch die Möglichkeit Zusatzausstattungen, wie Nachtsichtgeräte, anzubringen. Die Auslieferung an die Truppe ist für Ende 2016 geplant.

Die Ursprünge des Kevlarhelms beim Österreichischen Bundesheer und der Status quo

Die Vorgeschichte der Einführung des Kevlarhelms CGF Gallet (SPECTRA) reicht bis in die frühen 1980er-Jahre zurück. Das Projekt „Kampfhelm“ wurde, gemeinsam mit dem Vorhaben „Splitterschutzbekleidung“, im Herbst 1984 auf Weisung des damaligen Bundesministers für Landesverteidigung, Dr. Friedhelm Frischenschlager, angestoßen. Der Bundesminister gab am 21. März 1985 bekannt, dass die bis zum damaligen Zeitpunkt durchgeführten Tests eine Gleichwertigkeit, bei einem „gewissen Vorteil in gewichtsmäßiger Hinsicht“ ergeben hatten. Es gab die Überlegung, ein entsprechendes Muster „frühestens ab 1986“ schrittweise einzuführen. 1987 stellte man das militärische Pflichtenheft für einen neuen Kampfhelm fertig. Es folgten Erprobungsreihen der Arbeitsgemeinschaft Truppenausstattung und Mannesausrüstung (AGTAM), die mit der Vorstellung eines Prototyps als Basis der ergonomischen Grundkonzeption im Mai 1988 endeten:

Abb. 4: Prototyp eines neuen Kampfhelms im Jahr 1988 [AKE: Kampfhelm und Splitterschutzweste, in: Truppendienst 5 (1988), p. 541-542]

Nach der Beschaffungseinleitung 1993 wurde die Ausstattung ausgewählter Truppenteile erst ab dem Jahr 1996 vorgenommen. Bis 1997 bestellte das Verteidigungsministerium ca. 20.000 Exemplare, von denen bis Oktober 1999 ca. 14.000 geliefert worden sind. Bis 1. Mai 1999 wurden die Vorbereiteten Einheiten (VOREIN), je ein Jägerregiment pro Korps und die Panzergrenadierbataillone vollständig ausgestattet. 2001 liefen ca. 10.000, im Jahr 2002 ca. 20.000 Helme zu.

Wegen des wachsenden Geldmangels bildete man in den folgenden Jahren einen Pool für Kampfhelme. Die Folgen sind u.a. auch in aktuellem Bildmaterial (19. Kalenderwoche 2016) zu sehen, in dem die Ausbildung von Grundwehrdienern bei einem Infanterieverband des Bundesheeres dokumentiert ist:

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Abb. 5: Grundwehrdiener bei der Ausbildung (Quelle: 3. JgKp/JgB18).

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Abb. 6: Grundwehrdiener beim Fußmarsch (Quelle: 3. JgKp/JgB18)

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Abb. 7: Grundwehrdiener beim Fußmarsch (Quelle: 3. JgKp/JgB18)

 

Bei der Miliz, die immerhin mehr als 50 % der Mobilmachungsstärke des ÖBH ausmacht, wurden die Kevlarhelme nie fix eingeführt, sondern nur anlässlich von Übungen vorübergehend ausgegeben. Aus diesem Grund gehört der M75 von Ulbrichts Witwe (Ein 1974 eingeführter Nachbau des amerikanischen M1.) nach wie vor in vielen Milizverbänden zur Standardausstattung. Erst im Frühjahr 2015 nahm sich das BMLVS vor, einen beträchtlichen Teil der Mannesausrüstung der Miliz bis zum Jahr 2019 zu ersetzen. Darunter fällt auch die Einführung des SENTRY XP.